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31. Oktober 2022
Nachfrage nach Baufinanzierungen deutlich gesunken
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Nachfrage nach Baufinanzierungen deutlich gesunken

Der Markt für Baufinanzierungen hat zuletzt einen Einbruch erlebt. Ursachen dafür sind die Zinswende, aber auch Verunsicherung bei Verbrauchern sowie strengere Finanzierungsbedingungen der Banken. Laut Hüttig & Rompf setzen Banken bei ihren Berechnungen inzwischen höhere Lebenshaltungskosten an.

Der Markt für Immobilienfinanzierungen hat in den vergangenen Monaten einen regelrechten Einbruch erlebt: Wie Angaben der Bundesbank zeigen, summierte sich das Neugeschäft bei Wohnungsbaukrediten deutscher Banken an private Haushalte im März noch auf ein Allzeithoch von rund 32 Mrd. Euro. Im August dagegen war mit 18,5 Mrd. Euro der niedrigste Monatswert seit fast vier Jahren zu verzeichnen.

Bereits im zweiten Quartal 2022 war die Nachfrage zurückgegangen, wie der Baufinanzierungsberater Hüttig & Rompf mitteilte. Im dritten Quartal setzt sich diese Entwicklung nun fort. Besonders deutlich gesunken sei dabei die Nachfrage der Kapitalanleger, wie aktuelle Marktdaten von Hüttig & Rompf zeigen würden.

Zinswende, Verunsicherung der Kunden, strengeres Vorgehen der Banken

Als Hauptgrund für den Einbruch der Nachfrage nennt Hüttig & Rompf die Zinswende, die deutlich stärker ausfällt als ursprünglich gedacht. Zudem sind viele Verbraucher verunsichert und zurückhaltend und die Banken gehen restriktiver vor, was die Finanzierungsbedingungen angeht der Banken. „In ihren Berechnungen, ob ein Käufer den Immobilienkredit überhaupt noch stemmen kann, setzen sie inzwischen deutlich höhere Lebenshaltungskosten an“, berichtet Ditmar Rompf, Vorstandsvorsitzender der Hüttig & Rompf AG vor dem Hintergrund von etlichen Gesprächen mit Finanzierungspartnern. „Schon aus der eigenen Verantwortung heraus hat sich der prozentuale Anteil der Kaufinteressenten, den wir wieder nach Hause schicken müssen, deutlich erhöht. Viele drohen schlicht, sich zu übernehmen oder bekämen von den Banken aktuell ohnehin eine Absage“; so Rompf weiter.

Mehr Eigenkapital wird eingebracht

Die Übrigen hätten ihren Eigenkapitalanteil nach jüngsten Erhebungen von Hüttig & Rompf deutlich aufgestockt. So hätten Eigennutzer im dritten Quartal 2022 im Schnitt etwa 26% der Gestehungskosten an Eigenkapital aufgebracht. Ein Jahr zuvor waren es noch 21%. Bei den Kapitalanlegern hat sich der Anteil der eigenen Mittel binnen Jahresfrist von 24% auf 28% erhöht.

Anteil der Einfamilienhäuser gestiegen

Laut Hüttig und Rompf sei bislang nicht erkennbar, dass die Verbraucher Abstriche bei der Art des Objekts machen würden. So hat sich der Anteil der Einfamilienhäuser bei den Eigennutzern zwischen Juli und September im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um knapp fünf Prozentpunkte erhöht. Nahezu konstant geblieben ist der Prozentsatz der Reihenhäuser und Doppelhaushälften. Eigentumswohnungen dagegen machen nach 29% im Vorjahr nur noch 22% der Finanzierungen aus.

Ambivalente Preisentwicklung

Die Immobilienpreise entwickeln sich Hüttig & Rompf zufolge zunehmen ambivalent. So haben die Kaufpreise im Bestand vom ersten bis zum Ende des dritten Quartals 2022 um 7% (Eigennutzer) bzw. 10% (Kapitalanleger) nachgegebeb. Im Neubau ist ein gegenläufiger Trend zu beobachten. Nominal haben die Preise im Vergleichszeitraum teilweise sogar deutlich zugelegt. Hier schlagen vor allem die gestiegenen Materialkosten zu Buche. „Auch wenn die Preise bei Bestandsimmobilien zurückgegangen sind, liegen sie immer noch auf einem hohen Niveau. Zudem muss man die stark gestiegenen Bauzinsen berücksichtigen. Allmählich bieten sich Kaufinteressenten jedoch wieder kleine Verhandlungsspielräume. Mussten sie am Jahresanfang noch sofort zusagen, kann man heute hin und wieder ein wenig verhandeln“ sagt Rompf.

Vorerst keine Lockerung bei Darlehensvergabe zu erwarten

Wie Rompf weiter ausführt, würden die Banken bei verhältnismäßig geringem Eigenkapitalanteil besonders genau hinschauen. An diesem Vorgehen dürfte sich bei anhaltend hohen Inflationsraten auch zukünftig nichts ändern.

Mit Blick auf die Immobilienpreise erklärt Rompf: „Erstmals seit langer Zeit waren in einigen Regionen zuletzt leichte Rückgänge der durchschnittlichen Wohnimmobilienpreise zu beobachten. Dies auf eine Anpassung an die neuen makroökonomischen Gegebenheiten zurückführen zu wollen, greift allerdings zu kurz. Vielmehr spiegeln sich hierin wohl in erster Linie der überproportional starke Rückgang der Neubauten und der damit verbundene Anstieg des Durchschnittsalters der erworbenen Objekte wider.“ Mit einer nennenswerten Reduzierung der Gestehungskosten in den einzelnen Altersklassen sei bei den aktuellen Inflationsraten auch zukünftig nicht zu rechnen. (tk)

Bild: © Andrii Yalanskyi – stock.adobe.com